Initiative Celle

Wie sich der Einzelhandel in Celle gezielt selbst abschafft

20. Februar 2017
Kennen Sie das auch? Sie waren in der Innenstadt, fahren wütend nach Hause und bestellen schnell bei Amazon?

Das ist ja kein neues Problem. Wir lästern gerne über kleine Städte, die die Zeit verpennen, dabei hat das Wohnen in diesen Städten auch viele schöne Seiten. Dennoch, es ist ärgerlich, wenn so scheinbar offensichtliche Dinge, nicht verstanden werden. Wir nehmen Celle, es kann auch jede andere kleine bis mittlere Stadt in Deutschland sein.

Wir zeigen mal anhand ein paar Beispielen, wie man absolut garantiert keinen Einzelhandel mehr in Celle halten werden kann und wie man das als Celler Stadtmarketing- und IHK-Fuzzi so richtig versemmelt mit den Kunden von heute.

Nachhaltigkeit in Celle

Es gibt so viele verrückte Ideen, die sich Stadtmarketing-Manager und IHK ausdenken, wenn der Tag lang ist. Eine davon ist ein Zertifikat für die Stadt, um „nachhaltigen Tourismus“ zu fördern bzw. die Stadt „nachhaltig“ – das soll Neu-Deutsch so was wie umweltfreundlich und vorsorgend sein – zu gestalten. Dabei werden einzelne Unternehmen und Aktivitäten offenbar mit einem Siegel versehen. Das ganze kostet nicht nur schweine-viel Geld. Es ist auch ein sicherer Weg, die Stadt vollends abzuschliessen. Da die IHK offenbar mit im Boot ist, könnte man fast meinen, das ist eine ganz hinterlistige Strategie der IHK.

Stellen Sie sich mal den spontanen Einkauf in Celle an einem verregneten Tag vor. Sie kaufen eine Zeitung und ein Fachbuch, erhalten aber keine dieser berühmten Plastiktüten. Sie kaufen sich ein paar neue Lederschuhe, erhalten aber keine dieser berühmten Plaste-Tüten. Sie ärgern sich, weil es mehr kosten soll. Sie ärgern sich 1x, 2x, dann aber nicht mehr, weil Sie es einfach bei Amazon kaufen.

Warum gibt es keine kostenlosen Plastiktüten mehr? Richtig. Das ist nicht gut für die Umwelt. So schön, so gut. Die Erkenntnis ist nicht neu und auch wichtig.

Was ist die Lösung, wenn man ein Umweltproblem hat? Man macht es wie die Beamten. Man legt eine hohe Steuer drauf. Das ärgert alle. Was ist der Unterschied zwischen Unternehmen und Beamten? Richtig, die sind einfach weg, wenn keiner mehr hingeht. Zur Behörde müssen Sie dennoch.

Fazit: Will man einen Spontan-Kauf garantiert verhindern, gibt man seinem Kunden keine alternative, selbst-abbaubare umweltschonende Tüte mit, sondern zapft ihn um weitere 20 cent an und läßt ihn die teuren Schuhe unter den Arm nehmen.

Noch nie war es einfacher, kauffreudige Bürger an Amazon zu verlieren. Vorteil für Amazon: Oft kostenloser Versand, die Verpackung wird im Alt-Papier-Eimer entsorgt, schleppen muss ich es nicht, die Ware kommt trocken an und ich muss mir auch keine blöde Belehrung des Verkäufers zum Umweltschutz anhören. Das ist schon eine harte Nummer, die sich die Celler Einzelhändler da leisten und beim Spontankauf bei Amazon nehme ich garantiert noch 2-3 andere Produkte gleich mit.

Einzelhandel und Internet

Eine grosse Feindschaft, die sich da auftut zwischem dem Internet und dem Einzelhandel in Kleinstädten. In sämtlichen Organen, Unternehmen, Behörden dieser schönen Stadt Celle wird alles strickt getrennt. Einzelhandel ist also nicht  und niemals gleich Internet. Es gibt praktisch kein wirkliches Vorzeige-Beispiel, wo die Konvergenz der Medien voran gekommen ist. Die Trennung ist einfach da und man bemüht sich massiv, in dem man immer wieder betont, wie gefährlich der Internethandel für die Innenstadt ist, das zu befördern.

Dabei wird eigentlich genau anders ein Schuh draus: Das Internet ermöglicht den Einzelhändlern endlich neue Services anzubieten. Es ist eine riesige Chance. Ein absolut zeitgemäßes und kundenfreundliches Werkzeug und es deckt massiv und gnadenlos die Fehler der Einzelhändler auf.

Aber auch die Augenoptiker, die keine Termine online anbieten, Verfügbarkeit von Gestellen anzeigen oder schnell per E-Mail informieren, dass eine Brille fertig zur Abholung ist, werden in Zukunft kaum mehr eine Rolle auf dem Markt spielen.

Gut, dass Behörden in keiner Wettbewerbssituation stecken, würden sie weniger Gehalt und Pensionen zahlen, wären sie das längst, nämlich im Kampf um die besten Köpfe. Das brauchen sie also aktuell noch nicht aufnehmen, aber sicherlich im Generationenwandel in den nächsten 10 Jahren. Denn, liebe Freunde der Verwaltung, eGoverment heisst eben nicht Anträge herunterladbar anzubieten und Wirtschaftsförderung ist nicht die Vereinsmitgliedschaft in einem Gewerbeverein.

Man kann polemisch die Liste ewig weiterführen. Vielleicht machen wir das auch von Zeit zu Zeit. Vorlagen in den Städten gibt es ausreichend und man fragt sich oft, welcher ewig-gestrige Unternehmer oder Kommunalbeamte da wieder am Werk war. Eines ist jedoch sicher, legt man nicht laufend die Finger in die Wunde, ist keinem weitergeholfen. In diesem Sinne, arbeiten wir jeden Tag daran, auch kleine Unternehmen besser zu machen und das Bewußtsein zu schären, dass Modernisierung kein Teufelszeug ist.

Ãœber Immo W. Fietz

Immo W. Fietz, Jahrgang 1970, ist gelernter Programmierer, studierter Jurist und Betriebswirt sowie Sachverständiger für Neue Medien. Hier schreibt er als leidenschaftlicher eCommerce-Spezialist der ersten Stunde über tägliche Probleme im Online-Handel und der Verknüpfung von stationärem Handel mit dem Internet, lokale Marktplätze, Stadtentwicklung in der Digitalisierung und politische Rahmenbedingungen des eCommerce.

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